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Nachhaltigkeitsberichterstattung: Papier-Tiger oder Zeichen der Nachhaltigkeit?

Autor
Dr. Hans-Peter Obladen
Veröffentlicht
14.07.2020

Aus der engen Perspektive des Marketings ausgebrochen stellt sich die Frage: Wieso bedarf es bei unternehmerischen Tätigkeiten einer Berichterstattung und wie hilft diese bei der nachhaltigen Entwicklung eines Unternehmens? Oder ist das Ganze tatsächlich nur ein Papier-Tiger, der wenig mit Nachhaltigkeit zu tun hat?

Ursprung der Nachhaltigkeitsberichterstattung

In den 90er Jahren kamen die Nachhaltigkeitsberichte, oft auch Umweltberichte genannt, in Fokus der Öffentlichkeit. Sie dienen zur Darstellung der nachhaltigen Entwicklung und stellen Tätigkeiten und Leistungen, bezogen auf Aspekte der Ökonomie, Ökologie und Sozialem, eines Unternehmens dar. Der Bericht ist nicht nur ein wichtiger Bestandteil der Informationspolitik eines Unternehmens, sondern dient zugleich auch als Instrument für das Nachhaltigkeitsmanagement und kann an verschiedenen Stellen für die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing eingesetzt werden.

Nachhaltigkeitsbericht ist nicht gleich Nachhaltigkeitsbericht

Es gibt Unterschiede in den verschiedenen Formen der Nachhaltigkeitsberichterstattung. International hat sich der Berichtsstandard der Global Reporting Initiative (GRI) etabliert. Im deutschen Raum hat sich der Deutsche Nachhaltigkeitskodex als Einstiegsinstrument in die Nachhaltigkeitsberichterstattung durchgesetzt. Er ist an die Kriterien des GRI angelehnt und besticht durch seine Transparenz und Einfachheit. Er richtet sich dabei nicht ausschließlich an Finanzanalysten sowie Investoren, sondern an sämtliche Stakeholder eines Unternehmens. Abgesehen von den verschiedenen Formen oder Institutionen, die sich mit Berichterstattung auseinandersetzen, geht es vielmehr um die Frage, ob ein Nachhaltigkeitsbericht überhaupt zur nachhaltigen Entwicklung beisteuert.

Ein Papier-Tiger, der Zeit und Ressourcen frisst?

Während die Berichtserstattung für gewissen Unternehmen schon verpflichtend ist, stellt der Nachhaltigkeitsbericht für die meisten Organisationen immer noch ein freiwilliges Instrumentarium dar, welches Institutionen optional für Ihre Stakeholder verfassen. Nun stellt sich die Frage, inwieweit kann ein solcher Bericht, der nicht zwangsläufig ein Verfahren zur Beglaubigung durchläuft, für echte Transparenz sorgen? Welche Quantifizierungsmethoden gibt es zur Messung von Entwicklungen? Weiterhin stellt sich die Frage, wer liest diesen Bericht nach Erstellung? Neben diesen Fragen ist abschließend zu bedenken, wer die Durchsetzung der Zielsetzung beobachtet und beurteilt. Handelt es sich bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung um einen Papier-Tiger, der überwiegend von Hilfskräften verfasst wird, um bei der „Nachhaltigkeit mitzumachen“?

Ein Zeichen der Nachhaltigkeit

Insbesondere in der heutigen Zeit ist die Beschäftigung mit der nachhaltigen Entwicklung eines Unternehmens unumgänglich. Längst hat sich das Green Washing „ausgewaschen“ und Konsumentinnen und Konsumenten fordern von Unternehmen ihre Praktiken offen zu legen. Bewusstere Entscheidungen werden getroffen, da die globalen Auswirkungen insbesondere durch mediale Verbreitung immer deutlicher werden. Auch ist die Nachhaltigkeit oftmals ein Schritt zur Einführung von Innovationen in Unternehmen, die sich langfristig zu Wettbewerbsvorteilen auf dem Markt entwickeln können. Neben der Stärkung des Vertrauens und der Transparenz für die Stakeholder hilft die Nachhaltigkeitsberichterstattung auch bei der Verbesserung von internen Prozessen. Durch eine genauere Analyse von Materialeinsatz, Energieverbrauch und Abfallaufkommen können Kosten gesenkt. Zudem wird sowohl durch den Berichtsprozess selbst als auch den fertigen Bericht am Ende ein hohes Maß an Identifikation, Beteiligung und Integration ermöglicht.

Falk Frede, Schulungspartner des DNK hat eine holistische Perspektive zu diesem Thema eingenommen: „Nachhaltigkeitsberichte sind längst keine Schönwetter-Broschüren mehr. Wer sich als Unternehmen auf den Weg zur Berichterstattung macht, wird feststellen, dass damit nicht nur ein strategisches Management-Instrument gewonnen ist, sondern auch ein wahrer Schatz an Wissen und Geschichten gehoben wird, der sowohl in der internen als auch der externen Kommunikation von hohem dauerhaften Wert ist – und zwar für alle internen und externen Stakeholder!“

Zusammenfassen betrachtet ist die Nachhaltigkeitsberichterstattung mit Mehraufwand verbunden für ein Unternehmen. Zukünftig werden aber die unternehmerischen Vorgehensweisen entscheidend für Konsumentenentscheidungen werden. Aber nicht nur für Stakeholder außerhalb der Organisation, sondern auch für Mitarbeiter, Führungskräfte und die Geschäftsführung ist der Prozess der Berichtserstellung hilfreich um eigene Stärken und Schwächen in der eigenen Organisation zu erkennen.

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