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Ein neuer Gedanke muss her!

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Autor
Dr. Hans-Peter Obladen
Veröffentlicht
10.11.2015

Wie nur hat das Mädchen diese Leistung geschafft? In uns allen steckt viel drin. Sehr wichtig ist natürlich die Begeisterung für die Sache. Sonst werden Lernen und Üben und nochmals Üben zur Qual. Das Ziel muss eben wichtig sein. Unter dieser Voraussetzung können wir mit langem Atem auch schwierige Situationen meistern. Allerdings bewirkt Anstrengung um ihrer selbst willen wohl eher das Gegenteil.

Angela Merkels Satz “Wir schaffen das” birgt das Risiko von demotivierender Anstrengung. Diesem Satz fehlt ein Bild, ihm mangelt Vorstellungskraft. Das junge Mädchen sieht sich selbst beim Üben in der Ballettschule auf der großen Bühne. Sie kann beim Anblick des Kostüms die Anwesenheit von tausend Personen im Saal spüren. Sie hört die Musik auch ohne Player. Aber was sehen wir, was hören wir, was empfinden wir, wenn wir an die Herausforderung denken, vor die uns die Flüchtlinge stellen? Nur Arbeit und Kosten. Nur Risiken für die Gesellschaft und die Staatsfinanzen. Der viel zitierte Satz unserer Kanzlerin wäre demnach nicht zu optimistisch, sondern dem Satz fehlt eigentlich umgekehrt Optimismus.

Es fehlt ein Gedanke, eine Aussicht, eine Freude. Wo könnte dieser Gedanke liegen? Ich plädiere für eine Rückbesinnung auf unseren kulturellen, wirtschaftlichen und sportlichen Erfolg. In vielen Bereichen vollbringen wir Großartiges. Nichts davon ist das Ergebnis von Zufall, sondern resultiert stets aus einem Ziel, einem Plan und sodann enorm viel Fleiß und Disziplin. Dies sind die Dinge, wofür uns das Ausland bewundert und vielfach auch beneidet.

Wir können durchaus davon ausgehen, dass viele als Flüchtlinge ankommende Menschen genau dies suchen. Sicherlich gibt es auch viele, die hier nur Sicherheit und Versorgung ohne Gegenleistung suchen: das Schlaraffenland. Doch wird ein großer Teil realistisch genug sein, um zu wissen, dass der Wohlstand Deutschlands das Ergebnis von Arbeit ist und dass sehr viel Arbeit für die Bewahrung des Wohlstands erforderlich ist. Wir sollten deshalb lieber dazu einladen, mit uns gemeinsam für Wohlstand und Sicherheit zu arbeiten. Dies geht im Maschinenbau, in der Chemie, der Landwirtschaft, der Kunst: schlichtweg überall, wo Talent und Fleiß erforderlich sind.

Meine Sorge ist somit über die Debatte der Risiken getragen, die keine Chancen kennt. Eine weitere Sorge ist die Langsamkeit. In der Welt stand vor einigen Tagen ziemlich versteckt ein wichtiger Gedanke. “Wer früher unten einstieg, konnte hoffen, durch Beharrlichkeit allmählich aufzusteigen, seine Kinder und Enkel würden in der Mitte der Gesellschaft ankommen. Diese Gewissheit gibt es heute nicht mehr. Einwanderer, die nicht zügig in der Mitte der Gesellschaft ankommen, werden schnell Probleme schaffen” (Die Welt, 03.11.2015, S. 2). Dies sehe ich genauso. In diesen Wochen geht es darum, die Tore der öffentlichen und privaten Unternehmen zu öffnen. Wir sollten zeigen, was und wie wir arbeiten. Die Wochen bis zum Sommer sollten wir nutzen, um Qualifizierungs- und Ausbildungsverträge zu unterzeichnen. Wir müssen mit großer Geschwindigkeit die Talente in den Menschen finden, die zu uns kommen, und diese entfalten. Wenn wir mit den Motivierten und Leistungsbereiten zusammen arbeiten, werden wir schnell Erfolge verzeichnen können. Ich bin mir sicher, dass wir uns über ähnliche Geschichten freuen können, wie über die kleine Clara, die zu Weihnachten einen Nussknacker geschenkt bekommt.

Bitte lesen Sie auch folgende Blogartikel:
http://www.kommunalwirtschaft.eu/blog/181-kommunikation/1244-ausbildungsvertraege-fuer-fluechtlinge-in-kommunalen-betrieben
http://www.kommunalwirtschaft.eu/blog/181-kommunikation/1239-fluechtlinge-als-neue-kollegen

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